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Dienstag, 28. Juni 2011

Renaissance der Kohle - Vorhersehbarer Kollateralschaden des Atomausstiegs?

Die Atomkraftgegner haben ihr Ziel erreicht - der Ausstieg aus der Kernenergie ist beschlossen, der ökologisch-industrielle Komplex muss sich die Subventionen nicht mit der Atomenergie teilen, scheinbar lief alles wie geplant. Nach dem Plan von Greenpeace waren Kohlekraftwerke zwar noch bis 2040 vorgesehen, nicht vorgesehen war jedoch, dass die Kraftwerkbetreiber ihnen den alleinigen Anspruch auf den  Subventionstopf streitig machen könnten. Und nun wird die schrecklichste aller Möglichkeiten wahr, der "größte anzunehmende Unfall": "Möglicherweise werden auch neue Kohlekraftwerke nun mit einem Millionenprogramm gefördert". (klimAktiv, 28.06.2011)

Obwohl auch Ernst Ulrich von Weizsäcker, der als ein Vordenker der Umweltbewegung von sich Reden macht, sehr gut weiß, dass der rot-grüne Ausstiegsbeschluss vor elf Jahren den Bau von mindestens neun großen Kohlekraftwerken nach sich gezogen hat, scheint er überrascht, dass sich die Geschichte zu wiederholen scheint. Ist es naiv von ihm, zu glauben, die Energieriesen würden sich von einer Ethik-Kommission, die aus Juristen, Pfarrern, Sozialwissenschaften und Phlisophen besteht, ins Abseits stellen lassen und auf Profit verzichten, oder ist die Empörung darüber, dass die Energiekonzerne mit Kohle Geld verdienen wollen, "großes Theater"?
Die Solarenergie gerät wegen des Missverhältnisses zwischen ihren Versprechungen einerseits und den Nachteilen andererseits, beispielsweise die riesigen Subventionen, die drohende Kostenexplosion, die geringe Effektivität und die Wettbewerbsnachteile gegenüber Asien, immer mehr in die Kritik. Für den Bau von Offshore-Windkraftanlagen stehen die Investoren nicht Schlange. Unausgereifte Technologien und Widerstände der Bürger gegen unkonventionelle Gasbohrungen, Abhängigkeiten von Energieversorgungen aus dem Ausland, Onshore-Windkraftanlagen, den Bau neuer Stromtrassen und von Speicherwerken usw. machen die zuverlässige Versorgung der Industrie und der Privathaushalte immer mehr zu einem Roulette-Spiel - um das nächste und erste große Blackout.
Was ist verkehrt daran, dass es ein paar kühle Köpfe in diesem Land gibt, die uns vor den Folgen eines drohenden wirtschaftlichen Niedergangs bewahren wollen? Der Rückschritt in ein vorindustrielles Zeitalter hätte uns zwar das Problem mit dem Klimaschutz erspart - aber dafür gibt es ja den Emissionshandel ...
Das einzige Argument, das gegen die Renaissance der Kohle spricht, ist - die "Kohle" (Subventionen, Fördermittel, Drittmittel, ...).
Ich hätte mir sehr gewünscht, die Grünen hätten neben den Interessen des ökologisch-industriellen Komplexes auch die Ethik im Blick behalten: Der Klimaschutz ist doch nicht von den Kernkraftwerksbetreibern preisgegeben worden, sondern von den Atomkraftgegnern! Dies konnte jeder in der internationalen Presse nachlesen, weniger in der deutschen, sofern er nicht blind vor Eigenlob über den Ausstiegsbeschluss war. Die Erneuerbare Energie ist offensichtlich kein Hebel, um die Machtverhältnisse in diesem Land nachhaltig zu ändern, dazu reichen die Netzwerke des ökologisch-industriellen Komplexes wahrscheinlich eben doch nicht aus.

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